Warum ich in meinem Buch „FRISS ODER STIRB“ der Magersucht mit Humor begegne
Auch eine Magersüchtige kann etwas satthaben. Zum Beispiel die stotternd vorgetragenen und betont vorsichtigen Nachfragen von Freunden, wie „es denn gerade so mit dem Essen läuft“. Oder die Blicke anderer Leute in der U-Bahn, die neben Betroffenheit und Mitleid oft auch einen vorwurfsvollen Touch haben. „Schlimm sowas, aber sie hat es sich ja selber ausgesucht…“, steht auf den meisten Gesichtern geschrieben. Ne, habe ich mir nicht ausgesucht. Ich habe mich genauso wenig für die Magersucht entschieden wie Sie sich für eine Grippe.
Peinlich war mir meine Krankheit trotzdem, denn den allermeisten Menschen fällt es natürlicherweise nicht schwer, sich täglich ausreichend mit Nahrung zu versorgen. Warum also wollte ausgerechnet mir das partout nicht gelingen?! Eine Mischung aus Scham, Wut und Hilflosigkeit ließ mich ebenso wie viele andere Betroffene in beharrliches Schweigen über meine Anorexie verfallen und allerlei Ausflüchte und Ausreden erfinden, um mich um Gespräche über meine Erkrankung, die ich lange Zeit als solche gar nicht anerkennen wollte, zu drücken. Doch auch das habe ich nun satt. Genau aus diesem Grund habe ich jetzt ein Buch darüber geschrieben. Und weil ich (außer beim Essen) nach dem Motto „keine halben Sachen“ lebe, spreche ich hierin nicht nur offen über Magersucht, sondern ich haue richtig auf die Kacke. Ich gebe die Magersucht der Lächerlichkeit preis, und zwar im buchstäblichen Sinne. „Darüber macht man keine Witze!“, riefen viele meiner Bekannten quasi intuitiv aus, wenn ich ihnen von meinem Buchprojekt erzählte. Nun ja, „man“ kauft sich aber normalerweise auch keine XXL-Strickjacken, weil sich in den extra großen Taschen des Grobstrick-Ungetüms so gut Geburtstagstorte verstecken lässt. „Man“ googelt auch nicht nachts im Bett auf dem Smartphone nach Reaktorunfällen in dem Glauben, für den eigenen Haarausfall in Folge des Gewichtsverlusts müsse die Strahlenkrankheit verantwortlich sein und nicht etwa Anorexie. Und „man“ lacht auch nicht über Zwangsgestörte, aber trotzdem flimmert seit Jahren die komödiantische US-Serie Monk über die Bildschirme, die sich um einen Privatdetektiv mit eben jener psychischen Störung dreht.
Magersucht ist eine gefährliche, heimtückische und hartnäckige Krankheit. Das habe ich am eigenen Leibe erfahren. Und dennoch (oder gerade deswegen) hat sie mich in Situationen gebracht, auf die ich heute mit einem weinenden und einem lachenden Auge zurückschaue. Diese tragische Erkrankung entbehrt in ihren Auswüchsen nicht einer gewissen Komik – und diese verschwiege ich ebenso wenig aus falscher Zurückhaltung heraus wie die Abgründe, an die die Anorexie mich trieb. Ich habe eine lange Zeit hinter mir, in der ich zwischen Nacht und Dunkel schwebte – entsprechend gefärbt ist mein Humor. Ich werde Witze darüber machen, weil ich Witze darüber machen kann. Ich habe überlebt.
Ganz klar: Nicht jedem Leser wird gefallen, wie ich das beschreibe, was ich in „Friss oder stirb“ beschreibe. Aber es handelt sich dabei eben um die Scheiße, die an meinen Schuhen klebt und ein jeder hat seine eigene Methode, sich dieser zu entledigen. Bitte entscheiden Sie also: Lesen Sie dieses Buch und begeben Sie sich mit mir auf eine wahrlich aberwitzige Reise oder machen Sie einen großen Bogen um „Friss oder stirb“ und verbleiben somit in der moralischen Unbedenklichkeitszone.
„Lächerlichkeit tötet sicherer als jede Waffe“, sagte der deutsche Dichter Johann Richter. Also ziehe ich jetzt genau damit gegen das Miststück Magersucht zu Felde. Wer mir beweisen kann, dass das schlechter funktioniert als strikte Essenspläne und Selbsthilfegruppen, in denen ich mich selbst und alle anderen bemitleiden kann, kann sich gerne bei mir melden. Aber bis dahin fragen Sie bitte nicht, ob man über Magersucht lachen darf. Lesen Sie mein Buch und tun sie es einfach
„Friss oder stirb – wie mir die Magersucht auf den Magen schlug und ich ihr ins Gesicht“, frisch erschienen im Schwarzkopf Verlag. 9,99 €.
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Hallo Larissa, ich als Mutter einer 16jährigen Tochter, die seit zwei Jahren unter Anorexie, leidet, habe schon einige Bücher über diese Erkrankung verschlungen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, warum mein Kind hungert und bisher noch nicht Ihren Weg aus der Erkrankung gefunden hat. Und ehrlich gesagt ist meine mir zugewiese Rolle, als Zuschauer dieses Drama’s, nur mit Sakasmus und schwarzen Humor zu ertragen. Deshalb hat mir dein Buch auch sehr gefallen. Viele beschriebene Situationen waren so vertraut. Ich beobachte tatsächlich auch bei meinem Kind, das Sie ihrer Krankheit immer öfter mit Humor begegnet und über sich, mit den Auswüchsen der Krankheit, lachen kann. Und was soll ich sagen, es gibt mir Hoffnung und Zuversicht. Ein Sprichwort sagt doch „Lachen ist die beste Medizin“.
Liebe Ute,
danke für deinen Kommentar und das damit verbundene Lob! Ich hoffe, dass deine Tochter bald die richtige Hilfe findet, auch wenn die Entwicklung ihres Humors für mich ohnehin schon nach einem großen Fortschritt klingt. Und ich bin gerne für dich genauso wie für sie auch per Mail jederzeit ansprechbar.
Viele Grüße
Larissa
Ich habe bereits eine dankbare Mail geschrieben, aber das hatte ich vergessen:
Es tut unglaublich gut, dass jemand sich diesem ganzen Mist einmal von einer anderen Seite nähert – und die ganze Hässlichkeit und Absurdität der Krankheit mit Humor mehr bloß stellt als es Essenspläne und wissenschaftliche Erklärungen je könnten!
Danke auch dafür!
Hallo,
ich habe gerade einmal alle Rezensionen auf Amazon durchgelesen (momentan sind es 21). Gratuliere zu den super Bewertungen! So viel übereinstimmendes Lob habe ich noch nie gelesen. Der klasse Schreibstil war schon bei der Studienabbruchgeschichte erkennbar -reflektierend und unterhaltsam zugleich. So passt das in unsere Zeit! Werde mir das Buch dann auch mal zulegen. Weiterhin viel Erfolg!
Hallo Christian,
vielen Dank für deinen Kommentar und die Glückwünsche! ich hoffe, du kommst zu dem gleichen positiven Urteil wie die anderen Leser bisher:) Lass es mich wissen!
Beste Grüße und auch für dich alles Gute
Larissa
Hallo Larissa,
ich werde mich gerne wieder melden. Wird allerdings etwas dauern, da ich mehrere Bücher und auch andere Texte parallel lese. Ich bin selber auch an einem eigenen Buch dran: über das (leidige, ewig aktuelle) Bildungsthema und wie das von der Schule bis zur Uni gesellschaftlich eingebettet ist in einen größeren Kontext. Ich ziehe das Ganze sehr interdisziplinär auf. Aber dein Buch lese ich sehr gerne, schon aus Eigennutz, weil man von deiner Schreibe/Sprache noch was lernen kann…
Bis dann!
Liebe Grüße,
Christian
Als Betroffener habe ich ebenso Dein Buch „in einem Rutsch“ gelesen. Die Gefühle und Situationen sind hautnah beschrieben. Es ist der Blick in den eigenen Spiegel. Ich konnte es zwischendurch nicht beiseite legen. Magersucht ist ein unerträglicher Kampf von Emotionalität und Rationalität gegen sich selbst. Du zeigst Deinen Weg aus der Magersucht heraus und gibst damit Motivation sowie Hoffnung. Es ist eine Pflichtlektüre für Betroffene, Angehörige und Therapeuten.
Ich habe Dein Buch gestern gleich gekauft und in einem Rutsch durchgelesen. Es ist super. Ich habe wie erwartet,gelacht und geweint,war wütend und traurig und hätte bei soviele Dingen die Du beschrieben hast,genauso gut der Verfasser sein können.
Mal etwas ganz anderes als die vielen drögen Bücher über Magersucht. Was sicher auch an der guten Portion Humor liegt die ich super finde. Ist schon schlimm genug der ganze Scheiß,da muss man dann auch mal lachen dürfen.